
Architekturarbeit gemeinsam gestalten
Wie die DB Systel mit LASR zu mehr Klarheit, Beteiligung und Qualität fand

DB Systel: Digitalisierung für den Gesamtkonzern
Eines dieser Teams entwickelt ein webbasiertes Informationssystem, das im europäischen Güterverkehr der DB Cargo eingesetzt wird. Das System bündelt Daten aus unterschiedlichen Quellen, unterstützt Disponent:innen bei der Planung und Steuerung von Transporten und ist essenziell für die operative Transparenz in einem hochkomplexen Umfeld. Diese Fallstudie blickt aus der Perspektive des Teams auf die Erfahrungen mit LASR - vom ersten Kontakt bis zur Nachbetrachtung der ersten Anwendung.
Ausgangslage
Viel Verantwortung – wenig gemeinsamer Blick auf Architektur
Nach über drei Jahren Entwicklung war unser System stark gewachsen: sechs Services, zahlreiche Schnittstellen, kontinuierlicher fachlicher Ausbau. Gleichzeitig bildeten sich gewisse Know-how-Inseln und nur einzelne Kolleg:innen überblickten das Gesamtsystem und dessen Architekturidee. Das Team ist technisch versiert, aber in der Kommunikation eher zurückhaltend. Verstärkt wurde dies durch eine langjährige Remote-Arbeitsweise, die informelle Gespräche und spontane Diskussionen über Architektur erschwerte. Im Team gab es zunehmend kritische aber oft unspezifische Rückmeldungen zur Qualität der Software.
Wir suchten daher gezielt nach einer Methode, die es uns ermöglichen würde, Qualitäts- und Architekturfragen gemeinsam zu adressieren und alle Teammitglieder aktiv einzubinden. LASR – der Lightweight Approach for Software Reviews – wirkte wie das strukturierte aber niedrigschwellige Format, das wir suchten, um Architekturthemen ins Team zu holen.
LASR-Steckbrief
Teilnehmende:
8 Personen
Organisationsebene:
Team
Zeitaufwand:
- Verstehe was Dich speziell macht (Schritte 1-2): 60min
- Durchleuchte die Architektur (Schritte 3-4): 90min + 90min
- Extrazeiten: 30min TODOs und nächste Schritte
Ergebnisse:
- Identifizierte Risiken: 8
- Größte Lücken: Wartbarkeit, Funktionale Eignung

Unsere LASR-Erfahrung
Schritt 1 - Schlankes Mission Statement
Schritt 2 - Bewertungsmaßstab
Die fünf Qualitätsziele, die wir auf diese Weise für unseren Bewertungsmaßstab ermittelt haben, waren Benutzbarkeit, Zuverlässigkeit, Betreibbarkeit, Funktionale Eignung und Wartbarkeit. Wir haben nebenbei ein paar Stichworte auf Post-its notiert um später auch in der Dokumentation festzuhalten, warum wir diesen Bewertungsmaßstab so gewählt haben. Die Spinnennetzgraphik zeigt sie mit den betreffenden Zielwerten.

Schritt 3 - Basis Review
Der Rest des Basis-Reviews folgte dem Standard-Vorgehen, unten seht ihr ein Foto aus dem Workshop. Direkt ein Tipp: Wir hatten einen etwas zu kleinen Tisch – das Minimum ist 1x1m, etwas Extraplatz zum Post-It schreiben ist sicher gut.
Für die Einordnung konkreter Risiken (nach Schadenhöhe und Eintritsswahrscheinlichkeit) haben wir Timeboxen von 3-5 Minuten zugelassen und auch Notizen gemacht. Das Ergebnisdiagramm ist im Steckbrief zu sehen - wir haben großen Lücken bei Wartbarkeit und Funktionaler Eignung identifiziert.

Schritt 4 - Zielorientierte Analyse
Was ist daraus entstanden?
Wir arbeiten aktuell immer noch mit dieser Liste von Stärken und Schwächen, die wir in dem LASR-Workshop initial erarbeitet haben.
Erkenntnisse und Tipps
Rhythmus:
Software ist ja ein lebendes Produkt. Wir beabsichtigen in Zukunft ca. einmal im Jahr einen LASR-Workshop durchzuführen. Etwas gekürzt, weil alle die Methode kennen.
Spielkarten:
Die Karten funktionieren richtig gut. Selbst die Beteiligten, die sonst wirklich enorm zurückhaltend sind, haben die lebendigen Illustrationen und die Haptik motiviert beizutragen. Auch der Top-5 Challenger Spielmechanismus hat gut aktiviert und Ideen gegeben. Das war für unsere Ausgangslage genau richtig.
Vorbereitungszeiten:
Pro Schritt brauchten wir ca. 10 Minuten Vorbereitungszeit, bzw. Puffer. Darin haben wir die Schritte eingeführt bzw. Timeboxen etwas erweitert falls nötig. Für uns war es sehr wertvoll, sich die Zeit zu nehmen, über wichtige Erkenntnisse ausreichend zu diskutieren.
Ergebnis:
Das Ergebnis nach unserem Halbtag war noch etwas oberflächlich, aber die Risikothemen waren nach dem Workshop bekannt und wir konnten die Details in unseren Qualitäts-Sprints gut nacharbeiten. LASR hat uns viel Futter dafür gegeben!
"Die Risikothemen waren nach dem Workshop bekannt und wir konnten die Details in unseren Qualitäts-Sprints gut nacharbeiten."

Alina Stürck
Business Engineer